Industriekaufmann Eberhard Frixe aus Meine durchquerte Death Valley in knapp 41 Stunden
Laufen zum Takt der Rolling Stones
BRAUNSCHWEIG. Wenn er sich nachts vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte, ermunterte ihn die Stimme des Rolling-Stones-Sängers Mick Jagger, die aus dem Auto dröhnte, zum Weiterlaufen. Eberhard Frixe hat geschafft, wovon viele Marathonläufer träumen: Er überstand das über 216 strapaziöse Kilometer führende Badwater-Race im amerikanischen Death Valley.
Die Tour gelte in Läuferkreisen als eines der härtesten Rennen der Welt, erklärt der Industriekaufmann aus Meine. Er stand bereits zum zweiten Mal am Start. Im vergangenen Jahr hatte er nicht durchgehalten – so wie 16 der 80 Teilnehmer aus aller Welt in diesem Sommer. “Nach 20 Kilometern war ich zusammengebrochen”, erzählt der 51-Jährige, der bereits vor 21 Jahren mit dem Extremsport begann. Diesmal hatte er sich vorbereitet: “Ich bin drei Tage vorher angereist, um mich an das Klima zu gewöhnen.”
Gestartet wurde am tiefsten Punkt der USA, 85 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Strecke führt hinauf auf das Mount Whitney Portal, das 2548 Meter hoch liegt. Insgesamt müssen die Läufer 3962 Höhenmeter überwinden. Sollzeit: 60 Stunden. Die hat der Sportler unterboten. Exakt 41 Stunden, 39 Minuten und 35 Sekunden brauchte er. Damit platzierten sich Frixe und Laufkollege Uli Weber aus Franken unter den besten 30. Wer unter der magischen Marke von zwei Tagen bleibt, bekommt die begehrte Badwater-Race-Gürtelschnalle.
Die Bedingungen waren extrem: Tagsüber brannte die Sonne bei 53 Grad Celsius, nachts sanken die Temperaturen auf minimal besser verträgliche 30 Grad. Ein Cap mit Nackentuch schützte ihn vor der Einstrahlung. “Andere trugen weiße Leinenanzüge.” Auf den letzten 40 Kilometern hat Frixe nochmal zwölf Konkurrenten überholt, jedesmal ein neuer Adrenalinstoß. Gerade mal eine halbe Stunde Schlaf hat sich der 51-Jährige innerhalb der 41 Stunden gegönnt. Gegessen wurde halbwegs im Stehen, und zwar Trekkingnahrung: “Spaghetti Bolognese, einfach Wasser dazu. Ein wunderbares Gericht”, beschreibt der Extremsportler. Oder Bananen, “die sind schnell im Körper verfügbar”.
Begleitet wurde Frixe von seinem Team, das in einem Van nebenher fuhr: ein Physiotherapeut, der die Waden massierte, wenn sie zu sehr verhärtet waren, ein Fernsehreporter und dessen Freundin, eine Krankenschwester, betreuten ihn. “Ein eingespieltes Team”, lobt Frixe. Gegen die Hitze legte er sich nasse Handtücher um den Hals, seine Crew spritzte ihn mit kaltem Wasser ab.
Trotz der Strapazen dieser Woche fühlt sich der braun gebrannte Frixe super: “Das liegt an den Endorphinen.” Das so genannte Runner’s High halte eine gute Woche an. Muskelkater habe er nicht.
Dennoch trainiert der Meiner bereits wieder fleißig in heimischen Gefielden. Allerdings auf Sparflamme – etwa 20 Kilometer läuft er jeden Tag. Sein nächstes großes Ziel hat der Läufer, der den diesjährigen Hannover-Marathon in zwei Stunden und 57 Minuten rannte, schon vor Augen, für den Herbst: La Réunion, die Nachbarinsel von Mauritius. Sponsoren buttern für die Reisekasse zu. “135 Kilometer, 8000 Höhenmeter Unterschied, durch fünf Klimazonen”, sagt er. Seine Familie habe dafür Verständnis: “Meine Frau und meine beiden Kinder laufen selbst Marathon.”